Wie man destruktive Gespräche vermeidet.
Die meisten Paare haben es schon vermutlich schon mal gehört: Streit ist okay. Aber es ist wichtig, wie man streitet. Da ist die Rede von Ich-Botschaften. Auf keinen Fall Du-Sätze; das sind Vorwürfe. Da schmeißt man dem anderen quasi verbal was vor die Füße oder an den Kopf und dem bleibt dann nichts anderes übrig, als dagegenzuhalten und was zurückzuwerfen oder beleidigt zu schmollen. Aber das ist auch doof. Wir sollen gewaltfrei miteinander streiten.
Bitte versteht mich nicht falsch, ich bin absolut dafür, dass wir Paarkonflikte gewaltfrei austragen. Und damit meine ich nicht nur, dass wir uns nicht prügeln sollen – das steht sowieso außer Diskussion – sondern, dass wir uns auch verbal nicht angreifen und verletzen.
Doch ganz ehrlich – wer schafft das schon? Wenn er emotional auf 180 ist, wütend, enttäuscht, verletzt?
Wenn der Herzschlag über 100 geht, können wir den anderen nicht mehr hören!
Wenn so richtig die Festzen fliegen, sind wir maximal gestresst. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass man physiologisch nicht mehr in der Lage ist, zu hören was der andere sagt, wenn der Herzschlag über 100 geht und der Cortisolspiegel steigt. Wir können uns dann – auch bei allem guten Willen – emotional nicht mehr gut regulieren. Man nennt es Überflutung.
Manchem verschlägt es die Sprache, es geht alles durcheinander im Kopf und es kommt einfach gar kein oder kein vernünftiges Wort mehr raus. Ein anderer wird so rasend, dass er zum verbalen Messerwerfer wird. Beides ist natürlich nicht gut für die Beziehung. Aber es ist menschlich.
Was können wir also tun, wenn in einem Konflikt mal wieder die Knöpfe gedrückt werden, die den Point of no return bedeuten? Wenn wir den Drang verspüren, Dinge zu tun oder zu sagen, von denen wir vorher schon wissen, dass wir sie nachher bereuen. Dass wir uns schämen und schuldig fühlen werden.
Das Beste wäre natürlich, wenn es erst gar nicht soweit kommen würde. Wenn man jeden Konflikt konstruktiv lösen könnte. Aber manchmal schaukelt sich ein Thema hoch oder es häufen sich im Alltag Unzufriedenheiten unausgesprochen so lange an, bis man bei der nächsten Kleinigkeit einfach explodiert.
Was tust du, wenn ein Topf Milch überkocht? Drehst du die Temperatur dann noch höher? Natürlich nicht. Aber wenn wir in Streitspiralen gefangen sind, tun wir genau das und richten in unseren Beziehungen damit schlimmen Schaden an. Einfach mal kurz schweigen! Das kann Wunder bewirken.
Wenn ihr merkt, dass der Streit aus den Fugen gerät, wenn du unter die Gürtellinie gehst oder einfach nur noch flüchten willst, nimm den Topf vom Herd. Unterbrich das Gespräch!
Erkläre deinem Gegenüber, dass und warum du das Gespräch an dieser Stelle abbrechen möchtest. Wenn es geht, möglichst ruhig und ohne Vorwurf. Bleib ganz bei dir. Bitten ihn oder sie, das nicht gegen sich gerichtet zu werten.
Ganz wichtig: sag deine*r Partner*in, wann du das Gespräch weiterführen kannst! Wenn du abbrichst, bist du auch dafür verantwortlich, dass ihr beide wieder ins Gespräch kommt.
Vereinbart einen Zeitpunkt dafür!
Das Gespräch abzubrechen, um den Konflikt einfach unter den Tisch fallen zu lassen, wäre absolut schädlich!!! Denn dadurch würden die Themen, die hinter dem Konflikt liegen, weiter schwelen und irgendwann zu einem verheerenden Flächenbrand führen.
Es geht nicht darum, Konflikte zu vermeiden! Vielmehr geht es darum, unnötige Verletzungen zu vermeiden und einen Rahmen zu schaffen, in dem ihr eure Probleme konstruktiv besprechen könnt.
Friedvolle Grüße
Ute Hofmann
P.S. Falls ihr Fragen dazu habt oder mit meiner Unterstützung üben möchtet, verletzende Gespräche zu beenden, ruft mich gerne an oder schreibt mir eine Email.